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Strafrechtliche Fälle

09

Mrz
2020

In Strafsachen

Von - Herrn Berndsen

Kann die Polizei mein Smartphone lesen?

Am 09. März 2020 | In Strafsachen | Von - M. Berndsen

"Als ich verhaftet wurde, beschlagnahmte die Polizei mein Smartphone. Jetzt will die Polizei Zugang zu meinem Smartphone, um es zu durchsuchen oder zu lesen. Ist das in Ordnung?"

Dies ist eine Frage, die uns oft gestellt wird, nicht nur in Fällen von Cyberkriminalität. In allen Arten von Kriminalfällen wünschen sich Detektive manchmal Zugang zum Smartphone, um nach Fotos, Kontakten, Standortdaten, Whatsapp-Nachrichten, Textnachrichten und so weiter zu suchen. Im Rahmen der Ermittlungen ist die Polizei befugt, ein Smartphone zu beschlagnahmen. Da der Inhalt moderner Telefone in der Regel verschlüsselt ist, kann die Polizei das Smartphone oft nicht einfach entsperren.

Zugang zum Smartphone
Wenn das Telefon mit einem Zugangscode gesichert ist, fragt die Polizei zunächst, ob Sie den Code freiwillig herausgeben möchten. Es ist wichtig zu wissen, dass Sie dazu nicht verpflichtet sind. Wenn Sie den Code nicht angeben wollen, wird manchmal so getan, als sei dies merkwürdig. "Wenn Sie nichts zu verbergen haben, können Sie dann nicht einfach den Code angeben?" Sie müssen sich davon nicht beeinflussen lassen. Insbesondere Smartphones sind voll von privaten Informationen wie Fotos, Nachrichten und Internet-Historie. Selbst wenn Sie also nichts zu verbergen haben, steht es Ihnen natürlich frei, den Code nicht preiszugeben. Die Polizei darf Sie nicht einfach zwingen, den Code zu geben.

Die Polizei kann dann jedoch versuchen, sich selbst Zugang zum Telefon zu verschaffen. Manchmal gelingt es ihnen, indem sie ein paar Versuche unternehmen, den Code zu erraten. Beispielsweise verwenden viele Menschen ihr Geburtsjahr oder eine Variante davon. Man kann auch versuchen, das Telefon zu "knacken", indem man es mit einer speziellen Software verbindet. Dies funktioniert jedoch nicht immer. Vor allem, wenn das Telefon die neuesten Updates erhalten hat, ist es nicht leicht, es zu knacken.

In Fällen, die die Polizei für wichtig genug hält, kann die Polizei auch physischen Zwang anwenden. Da viele moderne Telefone biometrische Zugangsmöglichkeiten (wie Fingerabdruck-, Gesichts- und Iris-Scan) verwenden, kann die Polizei versuchen, das Telefon auf diesem Weg zu entsperren. Dann kann das Telefon vor das Gesicht gehalten werden, oder die Polizei drückt mit dem Daumen auf die Entriegelungstaste. Bislang wird dies von den Gerichten zugelassen. Die Gerichte und der Oberste Gerichtshof haben noch nicht darüber entschieden, aber es wird erwartet, dass diese Methode weiterhin zulässig sein wird.

Manche Menschen nutzen einen solchen biometrischen Zugang aus Datenschutzgründen nicht. Obwohl der Zugriff auf Fingerabdrücke auf den ersten Blick sicher erscheint - Fingerabdrücke sind einzigartig -, können die Polizei und andere Personen leichter auf das Telefon zugreifen. Manche Menschen verwenden eine Tastenkombination, mit der der biometrische Zugang in einem Augenblick vorübergehend deaktiviert werden kann.

Verwendung in Ihrem Strafverfahren
Sobald die Polizei Zugang zu Ihrem Smartphone hat, wird es durchsucht. Dies kann manuell erfolgen (durch Suchen und Anzeigen bestimmter Fotos oder der Anrufhistorie), kann aber auch automatisiert werden. In diesem Fall wird das Telefon mit einer speziellen Software ausgelesen und alle Informationen landen in einem Extraktionsbericht. Es ist auch möglich, digital nach bestimmten Suchbegriffen zu suchen. Wenn auf diese Weise Beweise gefunden werden, ist die nächste Frage, ob diese in Ihrem Strafverfahren verwendet werden können.

Ist die Untersuchung im Smartphone umfangreicher als ein kurzer Blick, ist die Voraussetzung, dass die Erlaubnis des Staatsanwalts oder Untersuchungsrichters vorliegt. Wenn diese Erlaubnis nicht erteilt wurde, kann die Untersuchung rechtswidrig sein. Ihr Rechtsanwalt kann eine Verteidigung vorbringen, um zu versuchen, dass das Gericht Konsequenzen aus der Rechtswidrigkeit zieht.

Kurz gesagt: Die Polizei kann ein Telefon beschlagnahmen, aber als Verdächtiger müssen Sie den Code niemals selbst angeben. Die Polizei kann jedoch versuchen, sich mit physischem Zwang über biometrischen Zugang, wie z.B. den Fingerabdruck oder die Face-ID, Zugang zu verschaffen. Sobald der Zugriff auf das Smartphone auf Anordnung des Staatsanwalts oder Untersuchungsrichters erfolgt ist, kann der Inhalt grundsätzlich als Beweismittel verwendet werden.

Wenn Ihr Smartphone beschlagnahmt wurde und durchsucht wurde oder wird, können Sie sich jederzeit an uns wenden, um Unterstützung in Ihrem Strafverfahren zu erhalten.

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